Immer wieder erlebe ich es, dass wir in einer Sprint-Retrospektive Themen auf den Tisch bringen. Wir finden gemeinsam die Highlights und Lowlights der vergangenen Wochen. Die Gespräche sind gut, der Austausch ist wertvoll. Doch wenn es an die Umsetzung geht, kommen oft Aussagen wie: „Ich glaube, das löst sich von alleine“ oder „So schlecht finde ich das gar nicht, wir brauchen keine große Veränderung.“ Solche Aussagen lassen vermuten, dass das Team hofft, dass sich Dinge von selbst verbessern, ohne dass wir aktiv eingreifen müssen. Es entsteht der Eindruck, dass die Notwendigkeit zur Veränderung nicht von allen gleichermaßen gesehen wird.

Manchmal fehlt das Bewusstsein, dass Veränderung auch Einsatz und Mut erfordert, um wirklich etwas zu bewegen. Dabei kann Veränderung oft unbequem und herausfordernd sein, und genau das führt dazu, dass wir den einfachen Weg bevorzugen und die schwierigen Themen meiden. Doch es ist wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass Veränderung selten von alleine geschieht. Sie braucht Engagement, einen klaren Plan und die Bereitschaft, aktiv zu handeln. Es braucht jemanden, der den ersten Schritt wagt und dadurch andere inspiriert, mitzuziehen.

All der Konsens, den wir bis dahin aufgebaut haben, scheint dann plötzlich zu bröckeln. Plötzlich höre ich Dinge wie: „Wenn du das nicht mitgehst, dann wollen wir das auch nicht“ oder „Das machen wir nur, wenn alle mitziehen.“ Und so landen wir wieder dort, wo wir angefangen haben – niemand fühlt sich verantwortlich, etwas zu verändern.

Es entsteht eine Art kollektive Unentschlossenheit, in der jeder auf den anderen wartet und letztendlich nichts passiert. Es scheint einfacher zu sein, in der aktuellen Situation zu verharren, als das Risiko einer Veränderung einzugehen. Und so drehen wir uns im Kreis, ohne wirkliche Fortschritte zu machen. Das Verharren im Status quo fühlt sich oft sicherer an, da es uns vor möglichen Fehlern oder negativen Konsequenzen bewahrt. Doch genau dieser Sicherheitsgedanke hindert uns daran, wirklich zu wachsen und unser volles Potenzial auszuschöpfen. Veränderung erfordert nicht nur den Mut, Risiken einzugehen, sondern auch die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, selbst wenn der Weg ungewiss ist. Anstatt darauf zu warten, dass jemand anderes den Anfang macht, müssen wir erkennen, dass jeder Einzelne den Unterschied machen kann.

Carl Gustav Jung sagte: „Um etwas zu verändern, muss man es akzeptieren. Veränderung entsteht, wenn man sich der Realität stellt.“

Genau das ist der Punkt. Die Realität anzuerkennen heißt, nicht nur die Highlights zu feiern, sondern auch die Lowlights in ihrer Schwere zu akzeptieren. Nur so entsteht Veränderung. Es ist wichtig, dass wir die unangenehmen Wahrheiten genauso annehmen wie die erfreulichen Erfolge. Wenn wir uns gemeinsam der Realität stellen, dann können wir auch gemeinsam Verantwortung übernehmen – und einen Schritt weiter gehen, statt wieder zurückzufallen. Veränderung ist ein Prozess, der von jedem Einzelnen getragen werden muss, und es beginnt damit, dass wir die Herausforderungen ehrlich benennen und bereit sind, daran zu arbeiten.

Nur so schaffen wir es, den Stillstand zu überwinden und wirklich gemeinsam voranzukommen. Indem wir uns ehrlich mit unseren Schwächen auseinandersetzen, legen wir die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung. Das bedeutet auch, dass wir offen füreinander sind und bereit, konstruktives Feedback anzunehmen und zu geben. Jeder Schritt, den wir gehen, mag klein erscheinen, doch er trägt dazu bei, dass das Team als Ganzes stärker wird. Es ist dieser gemeinsame Einsatz, der letztendlich dafür sorgt, dass wir uns als Team weiterentwickeln und unsere Ziele erreichen. Veränderung ist kein Ziel, das man einmal erreicht und abhakt – sie ist ein kontinuierlicher Prozess, der immer wieder aufs Neue Mut und Entschlossenheit fordert.