Kategorie: Führung

Alles rund um Führung von Menschen und Selbstführung

🐉 Zurück in Worms – Gedanken zu Motivation und Veränderung 👨🏻‍🏫


💡 Ich war mal wieder in Worms. Ich mag diese Stadt. Und ja, ich gebe es offen zu: Ich habe eine Schwäche für die Hochschule dort. Gestern durfte ich erneut das Modul Transformation & Change Management bei der IBA Worms unterrichten – ein Kurs, den ich zweimal im Jahr halte. Jedes Mal anders, jedes Mal besonders.

Nach einem kurzen Ankommen, dem gegenseitigen Kennenlernen und ein paar Intro-Sessions widmen wir uns, wie immer, zuerst unseren Working Agreements. Gemeinsam definieren wir, wie wir in den kommenden Tagen miteinander arbeiten wollen. Für mich ein wichtiger Moment. Nicht nur, weil es Struktur schafft, sondern weil es ein erstes echtes Commitment ist – auf Augenhöhe.


💡 Dann geht es los mit dem eigentlichen Stoff. Und meist beginne ich mit dem Thema Motivation. Denn wer über Veränderung oder gar Transformation sprechen will, kommt an der Frage nach innerem Antrieb nicht vorbei. Ohne Motivation bewegt sich im wahrsten Sinne des Wortes: wenig.

Was mich immer wieder beeindruckt, ist die Tiefe der Gespräche. Die Studenten sind im vierten oder fünften Semester, viele bringen bereits Praxiserfahrung mit – da kommen spannende Perspektiven zusammen. Dieses Mal habe ich mich entschieden, die Moving Motivators von Jurgen Appelo einzusetzen. Ein einfaches Tool, das auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie unterschiedlich Motivation sein kann.

💡 Und – Captain Obvious lässt grüßen – sie war es. Bei 14 Teilnehmern ergab sich kein einziges identisches Motivationsprofil. Jeder Mensch tickt anders. Und doch versuchen wir im beruflichen Kontext allzu oft, Menschen mit den gleichen Argumenten, Methoden oder Maßnahmen durch Veränderung zu führen.

💡 Dabei stellte sich mir eine Frage, die ich heute mitgenommen habe: Warum nutzen wir so selten Instrumente wie die Moving Motivators? Warum fragen wir nicht häufiger, was Menschen wirklich antreibt – gerade dann, wenn wir Veränderung gestalten und sie mitnehmen wollen?

Für alle, die in Rollen wie ScrumMaster, AgileCoach oder Führungskraft unterwegs sind, ist das doch eine zentrale Überlegung: Wie können wir Veränderung begleiten, wenn wir nicht wissen, was die Menschen um uns herum bewegt?

Vielleicht wäre es an der Zeit, öfter innezuhalten. Und zu fragen. Statt nur zu senden.

Grüße
Michaelus

Und täglich grüßt das alte Muster

💡 Viele Teams starten Veränderungsprozesse mit viel Energie.

Neue Strukturen, neue Rollen, neue Tools – los geht’s!

Alle sind motiviert, offen, experimentierfreudig.

Und dann?

💡 Ein paar Wochen später ist das Neue nicht mehr neu.

Der Alltag zieht ein. Die Energie flaut ab.

Alte Muster melden sich zurück – leise, aber hartnäckig.

Da ich ein Fan von guten Check in Fragen bin die zum Thema passen teile ich heute einen mit euch den ich sehr gerne nutze wenn es um Veränderung geht.

und hey,… wann tut es das bei uns im Job nicht?

Grüße

Michaelus

🚗 Leitplanke oder Gummiband? 🪢

👆🏻 Egal ob laterale Führung oder die viel gescholtene disziplinarische – Führung ist immer auch eine Frage der Haltung. Eine Abwägung. Eine Entscheidung, die selten leichtfällt und sich nie ganz automatisieren lässt.

Wann bin ich unterstützend, fördernd, begleitend? Und wann bin ich rahmengebend, begrenzend, ja vielleicht sogar restriktiv?

👆🏻 Alle diese „Stances“, diese Haltungen, haben ihre Berechtigung. Und sicher gibt es noch viele mehr, die man einnehmen kann – je nach Kontext, Reifegrad und Situation. Aber genau das ist der Punkt – Führung ist kein statischer Zustand. Sie ist beweglich – im besten Fall bewusst beweglich.

💡 Vor einiger Zeit habe ich einen Workshop zur Zusammenarbeit moderiert. Nach der Session bekam ich eine Rückmeldung, die mich nachdenklich gemacht hat – aber auch gefreut. Ich hätte „sehr klar und straight“ durchmoderiert, hieß es. In fast allen Feedbackbögen wurde das positiv hervorgehoben. Es kam an, es gab Orientierung. Und genau das war in diesem Moment offenbar hilfreich.

🤔 Eine Szene aus dem Workshop ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Wir diskutierten gerade über die Einhaltung von Commitments und die Frage, wie Regeln verändert werden können – und wann sie gelten müssen.

Das erinnerte mich an eine Situation aus der Erziehung meines Sohnes.

Wir hatten damals eine klare Regel: Um 20:00 Uhr war Schlafenszeit. Punkt.

Gleichzeitig gab es aber auch die Möglichkeit, diese Regel gemeinsam anzupassen – etwa wenn Besuch da war und wir länger zusammensaßen oder spielten. Dann redeten wir darüber. Und ja, manchmal verschoben wir die Schlafenszeit. Bewusst. Gemeinsam. Transparent.

💡 Aber es gab auch einen Moment, der nicht verhandelbar war: der Moment, in dem die Regel griff. Um Punkt acht.

Davor? Klar, sprechen wir drüber. Danach? Auch. Reflektieren, was gut war, was wir anders machen wollen. Aber in dem Moment, in dem die Regel gültig ist, braucht es keine Diskussion. Da braucht es Halt. Orientierung. Verlässlichkeit.

Was wäre denn eine Leitplanke auf der Autobahn wert, wenn sie jedes Mal, wenn jemand auf sie zufährt, nachgibt? Wenn sie weich wäre, dehnbar, formbar – und dadurch eben auch wirkungslos?

💡 Leitplanken tun ihren Job nicht, indem sie sich jeder Bewegung anpassen. Sie tun ihren Job, indem sie aufhalten. Begrenzen. Schützen. Weil wir uns vorher darauf verständigt haben, dass es dort nicht weitergeht.

Ich finde, das ist ein starkes Bild für Führung. Es hilft zu erklären, warum Regeln – so unmodern sie manchmal erscheinen mögen – eine Funktion haben, die über Kontrolle hinausgeht. Sie schaffen einen sicheren Rahmen. Sie machen Zusammenarbeit möglich. Nicht als Dogma, sondern als bewusst gesetzte Grenze.

💡 Und genau das ist eine zentrale Aufgabe von Führung: sich darüber klar zu werden, ob die Leitplanke gerade ihren Job tut. Oder ob wir, in Ruhe und gemeinsam, entscheiden sollten, sie zu versetzen.

Denn ja – Führung darf flexibel sein. Aber nicht beliebig.

🐂 Regeln, Werte und das Problem mit dem Goldenen Kalb 🎚️

📘 Ich bin nicht christlich. Wahrscheinlich nicht mal so richtig religiös. Und doch gibt es ein Bild, das mich seit Jahren nicht loslässt. Moses im Buch Exodus, wie er mit den Gesetzestafeln vom Berg Sinai herabsteigt.

💪 Dieses Bild ist für mich eine der kraftvollsten Metaphern für Veränderung und Neuanfang. Und es hat erstaunlich viele Parallelen zu meiner Arbeit. Dabei ist es mir völlig egal, ob die Geschichte eine christliche Bedeutung hat oder nicht. Was mich fasziniert, ist die menschliche Dynamik dahinter.

📜 Moses war lange mit seinem Volk unterwegs. Immer auf der Suche. Immer im Wandel. Und dann endlich, nach all der Zeit und Unsicherheit, bekommt er Leitplanken und Regeln, die versprechen, dass damit endlich Ordnung und Stabilität einkehren könnten. Er ist voller Ehrfurcht, Hoffnung und vielleicht auch Erleichterung.

🏔️ Und dann kommt er den Berg herunter und sieht sein Volk um das Goldene Kalb tanzen. Was für ein Schlag ins Gesicht! Alter, da wäre ich auch sauer und frustriert gewesen. Da hast du eine Vision, klare Prinzipien – und die Leute setzen sich einfach darüber hinweg.

❔ Und genau hier kommen wir zum Kern der Geschichte und zu einer essenziellen Frage für jede Führungskraft: Was tust du, wenn du siehst, dass dein Team die Regeln biegt oder bricht?

💡 Regeln allein reichen nicht. Wenn Menschen sie nicht verstehen oder keine Verbindung dazu haben, werden sie nur als leere Vorschriften wahrgenommen und ignoriert. Werte geben Regeln erst ihre Bedeutung. Wenn dein Team nur „weil es vorgeschrieben ist“ arbeitet, wird es im Zweifel immer nach dem Goldenen Kalb der schnellen Lösungen greifen. Die Israeliten haben nicht rebelliert, weil sie Moses hassen. Sie waren unsicher, ängstlich, ohne Führung und haben sich nach etwas Sichtbarem gesehnt. Menschen suchen Sicherheit. Wenn sie die nicht finden, erschaffen sie sich eine eigene. Wenn Teams in schwierigen Zeiten Regeln brechen, ist das oft kein Zeichen von Bosheit, sondern ein Hinweis darauf, dass sie Orientierung brauchen.

💡 Moses zerschmettert in seinem Zorn die ersten Gesetzestafeln. Aber dann tut er etwas noch Wichtigeres: Er verhandelt mit Gott, er reflektiert und schafft eine zweite Chance. Harte Konsequenzen und Strafen bringen selten nachhaltige Veränderung. Menschen lernen nicht durch Angst, sondern durch Einsicht. Gute Führung ist mehr als das Durchsetzen von Vorschriften. Es geht darum, den Sinn dahinter zu vermitteln, Werte vorzuleben und Orientierung zu geben. Moses war nicht nur Gesetzgeber – er war auch jemand, der für sein Volk einstand, der ihre Sorgen verstand und ihnen half, sich auf das Wesentliche zu fokussieren.

💡 Wenn du als Führungskraft merkst, dass dein Team nicht nach den Regeln spielt, frag dich nicht nur, wie du sie strenger durchsetzen kannst. Frag dich lieber, warum sie ihnen nicht folgen. Wo fehlt das Verständnis, wo fehlt der Sinn? Regeln sind wichtig, aber sie müssen mit Werten gefüllt werden, damit sie Bestand haben. Sonst tanzt am Ende jeder um sein eigenes Goldenes Kalb.

🛡️ Führung beginnt bei dir!

#führungbeginntbeidir #Führung #Leadership #Regeln #Werte

🛡️ Self Defence for Leaders – kleine Rituale ganz groß ⚔️

⏳ Es gab Phasen, in denen die Tage verschwammen. Ein einziger, zäher Strom aus Meetings, To-Do-Listen und endlosen E-Mails. Morgens wachte ich auf und war schon erschöpft, bevor der erste Kaffee auf dem Tisch stand. Abends fiel ich ins Bett, nur um am nächsten Tag denselben Kreislauf von Neuem zu beginnen. Ich funktionierte, aber ich lebte nicht wirklich.

⌛ Wo ging denn die ganze Kraft hin? Wo sollte ich mehr Energie herbekommen? Es war nicht die Arbeit an sich. Es fehlte etwas, das mir Energie zurückgab. Alles, was ich tat, drehte sich um Ziele, Ergebnisse, Verantwortung. 

💡 Am nächsten Morgen traf ich eine Entscheidung. Kein radikaler Umbruch, nur ein Experiment. Ich ließ mein Handy links liegen. Keine E-Mails, keine Nachrichten, keine Termine. Stattdessen saß ich einfach da, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, und blickte aus dem Fenster. Zehn Minuten Stille. Zehn Minuten für mich.

💡 Ein kleines Ritual, das nichts kostete – außer der bewussten Entscheidung, es zu tun. Und es veränderte etwas. Der Tag fühlte sich weniger fremdbestimmt an. Ich merkte, wie meine Gedanken klarer wurden, wie ich mich selbst wieder wahrnahm. Also probierte ich mehr davon. Abends schrieb ich drei Dinge auf, die gut gelaufen waren. Ich machte eine ganz einfache Energiebilanz. Was mir Energie gab, bekam ein +, was mir viel gab, ein ++. Was Energie kostete, bekam ein -, und was ein richtiger Energiefresser war, ein –.

📈 So konnte ich über die Zeit nicht nur meine Tankfüllung bewerten, sondern sogar einen Forecast machen. Ich wusste, wie meine nächsten Tage ungefähr sein würden, und konnte, wenn viele Energieräuber anstanden, rechtzeitig etwas für mich tun, um einen Ausgleich zu schaffen.

Ich schloss bewusst ab, statt den Tag einfach auslaufen zu lassen. Kleine Rituale, aber mit großer Wirkung.

🔄 Heute sind sie fester Bestandteil meines Alltags. Sie helfen mir, mich nicht in der Tretmühle zu verlieren, sondern immer wieder zu mir selbst zurückzufinden. Ich habe gelernt: Routinen sind keine Fesseln. Sie sind Anker. Und manchmal ist es genau das, was wir brauchen.

💡 Und letzte Woche wurde mir wieder einmal klar vor Augen geführt, wie wichtig gerade diese Routinen und Rituale sind, wenn es eng wird. Wenn ich viel Zeit habe und alles mehr oder weniger entspannt ist dann ist es einfach zu meditieren. Gebraucht wird es aber genau an den Tagen, an denen es Schlag auf Schlag kommt. Genau darum integriere ich so vieles in meine Morgen- bzw. Abendroutinen. Dann läuft das einfach wie ein Programm ab, ohne dass ich es extra einplanen muss.

🛡️ Führung beginnt bei dir!

#SelfDefenceForLeaders #Routinen #Energiebilanz #Leadership #Führung #Selbstführung

🐕 Eat Your Own Dog Food! 🍪

🚶 Vor einigen Tagen war ich mit meinem Freund und Kollegen Bernd in Baden-Baden unterwegs. Es war ein warmer, sonniger Tag – perfekt für einen kollegialen Austausch bei einem Walk & Talk. Überall schöne Parkanlagen, lauschige Ecken, in denen man sich niederlassen kann, und gemütliche Cafés, die dazu einladen, eine Pause einzulegen und die Seele baumeln zu lassen.

🌪️ Mein Vormittag war allerdings alles andere als entspannt gewesen. Ein Termin jagte den nächsten, zwischen Meetings schnell noch ein paar Mails beantworten, hier eine Nachricht, dort noch ein kurzes To-Do – nur noch schnell…

💻 So startete dann auch unser Treffen. Als Bernd ankam, saß ich bereits im PomoD’oro – Laptop aufgeklappt, Handy in der Hand – und war noch mitten in einem Call. Nur noch kurz…

Wie unhöflich von mir!

🚶🚶‍♂️ Nach einer Runde durch die Stadt fiel mir auf, dass ich ganz schön Hunger hatte. Die vielen Cafés und der Duft von frischem Gebäck waren eine zu große Versuchung. Bernd grinste und fragte mich augenzwinkernd, ob ich eigentlich das lebe, was ich predige.

Das saß. Danke, Bernd! ❤️

💡 Er hatte vollkommen recht. Ich war genau in die Falle getappt, vor der ich so oft andere warne. Es geht schneller, als man denkt! Meine morgendlichen Meditationen? Hatte ich auf den Nachmittag verschoben. Und dann auf den Abend. Und dann… na ja. Mein Essverhalten? Unregelmäßig und nicht gerade gesund. Und Bewegung? Fehlanzeige. Ich hatte doch keine Zeit!!!

💡 Doch genau in den herausfordernden Zeiten ist es umso wichtiger, an den eigenen Routinen festzuhalten – an allem, was einem guttut und Kraft gibt.

💡 Für mich war das ein Weckruf. Ich bin wieder dabei!

🏁 Ich habe über meine Ziele nachgedacht und sie neu aufgestellt und aufgeschrieben:

🏁 Mindestens für die nächsten drei Monate täglich während meiner Morgenroutine 10 Minuten zu meditieren, um meine Konzentration und innere Ruhe nachhaltig zu stärken.

🏁Jeden Tag im Wochendurchschnitt 10.000 Schritte zu gehen, um meine Fitness zu erhöhen und bis zum Jahresende wieder unter 110 kg zu kommen.

🏁 Bewusst und gesund zu essen, indem ich frische, unverarbeitete Lebensmittel bevorzuge und regelmäßige Mahlzeiten einplane, um mein Wohlbefinden und meine Energie langfristig zu verbessern.

🛡️ Führung beginnt bei dir!

cheers

Michaelus

#Resilienz #Führung #Selbstführung #Ziele #Reflektion

Self Defence for Leaders 08 – Parole: Durchhalten!

Es gab eine Zeit, in der ich dachte, Resilienz sei einfach eine Frage von Durchhaltevermögen. Man steht auf, macht weiter, bleibt stark. Doch dann kam eine Phase, in der das nicht mehr reichte. Ich stand vor einer Herausforderung, die mich nicht nur an meine Grenzen brachte, sondern sie regelrecht überrollte. Ein Projekt war gescheitert, die Stimmung im Team war angespannt, und ich selbst fühlte mich wie ein Scherbenhaufen. Es war das erste Mal, dass ich nicht wusste, wie ich weitermachen sollte. Keine Idee hatte, was ein guter nächster Schritt sein konnte. Ich fragte mich, ob ich gescheitert war oder ob es nur eine Lernkurve war, die ich noch nicht verstand.

Ich erinnere mich an einen Abend, an dem ich lange am Schreibtisch saß und meine Gedanken einfach nicht sortieren konnte. Es war, als ob mein Kopf gegen eine Wand rannte, immer wieder, ohne einen Ausweg zu finden. Und irgendwann fiel mir ein Satz ein, den ich einmal gelesen hatte: „Es geht nicht darum, was dir passiert, sondern wie du darauf reagierst.“ Heute weiß ich, dass Epiktet diese weisen Worte gesprochen haben soll, und sie veränderten tatsächlich einiges bei mir. Diese Worte ließen mich innehalten. War ich wirklich an einem Ende angekommen, oder gab es noch eine andere Perspektive, die ich bisher nicht gesehen hatte?

Ich begann, mich mit dem Konzept des Growth Mindset auseinanderzusetzen. Die Idee, dass Rückschläge keine Sackgassen sind, sondern Gelegenheiten, um zu wachsen, war neu für mich – und ehrlich gesagt schwer zu akzeptieren. Wie sollte ich in einer Situation wie dieser Wachstum sehen? Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir: Es ging nicht darum, die Krise schönzureden, sondern sie anzunehmen und etwas daraus zu lernen. Ich begann, mir Geschichten von Menschen anzusehen, die große Rückschläge überwunden hatten – Sportler, Unternehmer, Wissenschaftler. Immer wieder fand ich dasselbe Muster: Diejenigen, die erfolgreich blieben, waren nicht die, die nie scheiterten, sondern die, die nach jedem Fall wieder aufstanden.

Was kann ich aus dieser Erfahrung mitnehmen? Die Antwort kam nicht sofort, aber sie kam. Ich erkannte, dass ich mir zu selten erlaubt hatte, Fehler zu machen. Dass ich Schwäche und etwas falsch zu machen immer als etwas Negatives gesehen hatte, statt als Chance, stärker zu werden. Und vor allem, dass ich nicht allein durch diese Phase gehen musste. Ich sprach mit Mentoren, suchte das Gespräch mit Kollegen und stellte fest, dass ich längst nicht der Einzige war, der solche Situationen durchmachte. Diese Erkenntnis nahm mir eine große Last von den Schultern und ließ mich mit mehr Klarheit auf meine Situation blicken.

Ich begann, kleine Rituale in meinen Alltag einzubauen. Ein Tagebuch, in dem ich nicht nur Erfolge, sondern auch Herausforderungen reflektierte. Atemübungen, die mir halfen, den Kopf frei zu bekommen. Und vor allem die bewusste Entscheidung, mich selbst nicht zu verurteilen, wenn etwas schiefging. Eine weitere wichtige Änderung war meine Einstellung zu schwierigen Gesprächen. Früher hatte ich oft den Drang, Konflikte zu vermeiden. Jetzt übte ich, schwierige Situationen als Gelegenheiten für Wachstum zu sehen. Ich lernte, meine eigenen Emotionen besser zu verstehen und mich bewusster darauf vorzubereiten.

Heute weiß ich, dass Resilienz nichts mit Härte zu tun hat. Sie ist vielmehr die Fähigkeit, flexibel zu bleiben, auch wenn alles um einen herum starr wirkt. Es ist das innere Vertrauen, dass jeder Rückschlag auch eine neue Tür öffnen kann – wenn man bereit ist, sie zu sehen. Ich bin nicht mehr dieselbe Person wie damals. Ich sehe Herausforderungen anders, nehme mir mehr Zeit zur Reflexion und weiß, dass ich wachsen kann, wenn ich bereit bin, meine Perspektive zu verändern.

Führung beginnt bei dir!

Grüße Michaelus

#SelfDefenceForLeaders #durchhalten #Resilienz #GrowthMindset #Führung

Self Defence for Leaders 07 – Digitale Stressoren fressen dich auf

Es begann mit einem Geräusch. Dieses leise Summen, das mein Handy von sich gab, wenn eine Nachricht hereinkam. Tagsüber fiel es kaum auf, es war ein ständiger Begleiter – ein Hintergrundrauschen, das ich schon fast nicht mehr wahrnahm. Doch abends oder nachts, wenn alles still war, hörte ich es mit einer Intensität, die mich wach machte. Ich war darauf trainiert, sofort zu reagieren, wenn das Signal kam. Pawlow in Reinform. Und irgendwann fiel mir auf, dass es nicht nur mein Handy war, das summte – es war auch mein Kopf. Mein Gehirn war in einem permanenten Alarmmodus. Ich konnte mich nicht entspannen, weil mein Unterbewusstsein jederzeit mit einer neuen Meldung rechnete. Ich war auf Abruf, ohne es wirklich zu merken.

Ich war immer erreichbar. Immer. Es fühlte sich an wie eine unausgesprochene Regel, die ich mir selbst auferlegt hatte. Wenn das Team Fragen hatte, war ich da. Wenn die E-Mail mitten in der Nacht kam, antwortete ich am Morgen noch vor dem ersten Kaffee. Wenn jemand an einem Sonntag eine Idee teilte, reagierte ich darauf. Was ich nicht bemerkte, war, dass ich dabei meine eigene Grenze längst überschritten hatte. Ich war nicht nur für andere da – ich hatte mich selbst aus dem Blick verloren.

Der Moment der Erkenntnis kam, als ich im Urlaub war und meine Partnerin mich darauf hinwies, dass ich mehr Zeit auf mein Handy starrte als auf das Meer vor mir. Es war dieser Satz: „Bist du überhaupt hier?“ Ich hörte ihn, und etwas in mir brach. Natürlich war ich nicht wirklich dort. Ich war überall, nur nicht in der Gegenwart. Ich war bei allen, aber nicht bei mir! Ich begann nachzudenken. Wie konnte ich in einer Welt leben, in der ich mich selbst nicht mehr wahrnahm? Wann war es passiert, dass meine eigenen Bedürfnisse hinter die ständige Erreichbarkeit für andere gerückt waren? Und warum hatte ich es so lange ignoriert?

Als ich zurückkam, beschloss ich, etwas zu ändern. Ich begann mit einem radikalen Schritt: Alle Alarme, Klingeltöne und Benachrichtigungen auf meinem Handy wurden deaktiviert. Kein Piepsen, kein Klingeln, kein Banner, das aufploppte, wenn eine Nachricht eintraf. Ich setzte mir klare Erreichbarkeitsfenster und kommunizierte sie offen mit meinem Team und meinen Kontakten. Und dann wartete ich auf die Reaktionen. Tatsächlich gab es anfangs Unverständnis. „Warum antwortest du nicht sofort?“ „Hast du meine Nachricht nicht gesehen?“ Doch es war eine bewusste Entscheidung, die ich nicht rückgängig machen wollte. Ich musste lernen, meine Zeit zu schützen.

Es fühlte sich anfangs seltsam an – fast wie ein Kontrollverlust, und es stieß nicht überall auf Gegenliebe. Viele waren meinen Service gewohnt und wollten nicht auf die schnelle Reaktionszeit verzichten. Doch schon nach wenigen Tagen merkte ich, wie viel ruhiger mein Kopf wurde, was mich bestätigte und mir Mut gab, diesen Kurs weiterzufahren. Ich begann, mehr zu lesen, mich mit meiner Familie auszutauschen und vor allem bewusster zu leben. Und plötzlich fiel mir auf, wie oft ich vorher nur halb anwesend gewesen war – körperlich da, aber geistig abwesend.

Das Schwierigste war, die Erreichbarkeit auch für mich selbst zu akzeptieren. Ich dachte, ich müsste ständig verfügbar sein, um meinen Job gut zu machen. Doch die Wahrheit war: Meine ständige Präsenz nahm meinem Team die Möglichkeit, selbst Verantwortung zu übernehmen. Und sie nahm mir die Luft zum Atmen. Ich erkannte, dass gute Führung nicht bedeutet, immer verfügbar zu sein – sondern klar zu kommunizieren, wann man erreichbar ist und wann nicht. Indem ich Grenzen setzte, gab ich meinem Team den Raum, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Und ich erkannte: Sie kamen wunderbar zurecht.

Heute bin ich nicht mehr Sklave meiner Klingeltöne. Und wenn ich abschalte, dann richtig. Denn ich habe gelernt, dass digitale Erreichbarkeit kein Zeichen von Stärke ist – sondern von Stress, den man sich selbst macht. Inzwischen genieße ich es, mein Handy für Stunden beiseite zu legen und echte Gespräche zu führen. Mein Kopf ist freier, meine Gedanken klarer. Ich bin präsenter in meinem Leben. Und das hat alles verändert.

Führung beginnt bei dir!

Grüße Michaelus

#SelfDefenceForLeaders #DigitaleDetox #Erreichbarkeit #Leadership #Resilienz

Self Defence for Leaders 06 – geteilte Verantwortung ist…

… ja was ist geteilte Verantwortung eigentlich? Doppelte? Halbe? Ich denke, an der Verantwortung ändert sich gar nichts bzw. ich glaube nicht, dass ich Verantwortung abgeben kann. Aber ich kann sie zusammen erfüllen und dann ist es tatsächlich halbe Last für die Beteiligten. Diese Erkenntnis war für mich ein echter Wendepunkt und hat mich nachhaltig geprägt.

Gelernt habe ich das in einer Zeit, in der ich eine dieser Entscheidungen, die mich tagelang begleitet haben, endlich treffen musste. Kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen sein würde, sondern eine strategische Weichenstellung, die Auswirkungen auf die gesamte Zukunft unseres Bereichs haben würde. Wir standen vor der Frage, wie wir mit unseren Fitnesse-Tests (das sind automatisierte, tabellenbasierte Akzeptanztests, die in einem Wiki geschrieben und direkt gegen den Code ausgeführt werden, um das erwartete Verhalten einer Software aus fachlicher Sicht zu überprüfen) umgehen wollten – einem Thema, das nicht nur die technische Qualität, sondern auch die langfristige Stabilität und Ausrichtung unseres Teams betraf. Und obwohl ich von Anfang an wusste, dass ich diese Entscheidung nicht allein treffen sollte, fühlte ich mich wie gelähmt.

Das Problem war nicht die Komplexität der Frage, sondern der Anspruch, die Verantwortung dafür tragen zu müssen. Es ging um grundlegende Themen – die Optionen waren zahlreich und die Risiken hoch. Wer bezahlt das Ganze? Habe ich die richtigen Leute? Gehen die Menschen überhaupt die Entscheidung mit? Habe ich das notwendige Know-how im Team? Was, wenn wir uns verrennen und aufs falsche Pferd setzen?

Und jedes Mal, wenn ich darüber nachdachte, spürte ich, wie der Druck wuchs und wuchs und wuchs… Ich konnte kaum noch klar denken und ertappte mich dabei, wie ich versuchte, die Entscheidung hinauszuzögern, in der Hoffnung, dass sich vielleicht eine andere, offensichtlichere Lösung ergeben würde.

Irgendwann saß ich in einem Meeting mit meinem Team und begann einfach offen und frei darüber zu sprechen, was mich schon seit Tagen plagte. Das Management erwartete grundlegende Änderungen und ich hatte keine Idee mehr, wie wir das erreichen sollten.

Das war ein entscheidender Moment. Ich merkte, dass meine Unsicherheit nicht als Schwäche wahrgenommen wurde, sondern als Einladung, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Plötzlich fühlten sich alle einbezogen. Meine Kollegen begannen, eigene Erfahrungen und Sichtweisen zu teilen. Wir sprachen über vergangene Herausforderungen, darüber, welche Entscheidungen wir in der Vergangenheit getroffen hatten und welche Lehren wir daraus ziehen konnten.

Wir beschlossen, einen Workshop zu machen, um die strategische Richtung zu definieren. Mein Team brachte Ideen ein, die ich nie allein entwickelt hätte. Sie sahen Dinge, die ich übersehen hatte, und stellten Fragen, an die ich nie gedacht hätte. Es wurde eine lebhafte Diskussion, in der wir verschiedene Szenarien skizzierten, Risiken bewerteten und mögliche Konsequenzen durchspielten.

Was zunächst wie ein unüberwindbares Problem wirkte, nahm plötzlich Gestalt an. Wir fanden realistische Lösungen, entwickelten einen gemeinsamen Plan und setzten konkrete Schritte fest. Und das Wichtigste: Es war nicht länger meine Last, sondern unser gemeinsames Vorhaben.

Delegieren und Aufgaben abgeben bedeutet nicht nur, Operatives abzugeben. Es bedeutet, Raum zu schaffen für die Perspektiven anderer – besonders bei strategischen Themen. Heute blicke ich auf diese Phase zurück und weiß, dass diese Entscheidung nicht nur unser Testing verändert hat, sondern auch unsere Art, zusammenzuarbeiten. Ich habe gelernt, dass geteilte Verantwortung nicht bedeutet, dass ich weniger Verantwortung trage, sondern dass ich mich in ein Netz aus gegenseitigem Vertrauen und Zusammenarbeit begebe.

Es ist eine der wichtigsten Lektionen in der Führung: Die Menschen um dich herum können dich nicht unterstützen, wenn du deine Last nicht mit ihnen teilst. Sich verletzlich zu zeigen, kann der erste Schritt sein, um eine Kultur der Zusammenarbeit und geteilten Verantwortung zu etablieren.

Führung beginnt bei dir!

Grüße Michaelus

#SelfDefenceForLeaders #Strategie #Verantwortung #Führung #Leadership

Self Defence for Leaders 05 – Nein ist die spannendere Antwort

Jeder wollte etwas von mir. Mein Kalender war voll, mein Posteingang explodierte, und jeder Termin schrie: „Übernimm das!“ Lange Zeit sagte ich Ja zu allem und jedem. Es fühlte sich an wie ein unausgesprochenes Gesetz der Führung: Wer leitet, hilft. Wer hilft, übernimmt. Und wer übernimmt, macht es möglich. Wenn ich Ja sagte, war ich derjenige, der machte, und das mochten die Menschen. Ich mochte es, gemocht zu werden!

Doch irgendwann bemerkte ich, dass ich mich selbst verloren hatte. Meine Energie war weg, meine Tage wurden von anderen bestimmt, und selbst die Abende und Wochenenden gehörten nicht mehr mir. Ich sprach mehrere Stunden am Wochenende mit meinem Chef. Wir planten, schmiedeten Strategien, arbeiteten sie aus und gaben uns gegenseitig Feedback. Wir lebten für unsere Arbeit, ließen uns voll darauf ein und schufen Großes. Doch etwas fehlte: Ich selbst.

Von außen betrachtet war es eine großartige Zusammenarbeit, und es hat wirklich Spaß gemacht. Am Ende war es auch höchst produktiv, und wir haben (mit Verlaub) geilen Scheiß rausgehauen. Dennoch spürte ich eine innere Leere. War es das, was ich wollte? Ich wusste es nicht mehr.

Ich war im Lead, ein Macher, ein Ermöglicher und ein Vorbild für meine Mitarbeiter. Doch was wie Führung aussah, war nichts anderes als Fremdbestimmung. Ich sagte Ja, weil es einfach war. Es war unkompliziert, schnell, kontaktarm und konfliktfrei. Aber es bedeutete auch, dass ich mich selbst immer weiter aufgab. Ich wurde zum Erlediger, nicht zum Gestalter.

Der Wendepunkt kam, als eine Kollegin mich bat, einen Workshop zu übernehmen. Es war nicht mein Thema, nicht mein Bereich, nicht einmal mein Interesse. Trotzdem öffnete sich mein Mund fast automatisch, um mein Mantra „Ja“ auszusprechen – aber dann hielt ich inne.

Für einen Moment fragte ich mich: Warum will ich das machen? Weil es wichtig ist? Weil ich es muss? Oder nur, weil ich mich unwohl fühle, Nein zu sagen?

Ich atmete tief durch und antwortete: Nein, ich übernehme das nicht. Es war ein einfacher Satz, doch in mir fühlte es sich so befreiend an. Sie hielt inne, schaute mich an und fragte: „Okay, was schlägst du vor?“ Wir sprachen darüber, welche Alternativen es gäbe und wie die Aufgabe anders gelöst werden könnte. Gemeinsam fanden wir eine Möglichkeit, die funktionierte.

Die Welt ging nicht unter – verrückt, oder? Ich stand da und fragte mich, warum ich das nicht schon früher gemacht hatte. Ich erkannte, dass Nein die spannendere Antwort ist. Nach einem Ja folgt kein Gespräch. Nach einem Nein schon. Es muss ein Gespräch folgen, denn schließlich bekommt der Antragsteller nicht, was er will. Also bleibt etwas offen, das geklärt werden muss…

Und genau hier liegt die Magie eines Neins: Es lädt zur Reflexion ein. Der andere muss sich mit der Frage auseinandersetzen, warum die Bitte geäußert wurde, was die Alternativen sind und ob es wirklich mein Beitrag sein muss. Ein Nein eröffnet neue Perspektiven und oft bessere Lösungen.

Ich lernte, dass Nein kein Ende, sondern ein Anfang ist. Es schafft Raum, Energie und Klarheit. Nein bedeutet nicht, dass ich weniger tue – es bedeutet, dass ich das Richtige tue. Und es bedeutet, dass ich mir selbst genug Wert beimesse, um meine Grenzen zu schützen. Ich erkannte, dass ich nicht wertvoll war, weil ich alle Aufgaben erledigte, sondern weil ich Klarheit schuf. Eine Klarheit, die mir und anderen half, unsere Ressourcen gezielter einzusetzen.

Heute weiß ich: Wer Nein sagt, übernimmt Verantwortung. Für sich, für die eigene Wirksamkeit und letztlich auch für das Team. Denn ein Nein zur Überforderung ist ein Ja zur echten Führung.

Führung beginnt bei dir!

Und sie beginnt mit dem Mut, Grenzen zu setzen. Denn nur wer seine Grenzen kennt und wahrt, kann andere wirklich führen.

Michaelus

#SelfDefenceForLeaders #Nein #GrenzenSetzen #Mut #Resilienz #Klarheit #Führung