Früher, als ich noch in der Pflege gearbeitet habe, bekam ich oft dasselbe Feedback. Immer und immer wieder: Ich sei zu langsam. Ich würde „über die Gänge schleichen“. Ich solle „mal die Hüften wackeln lassen“. Und das Schlimmste: Ich sei zu leise. Man würde mich nicht wahrnehmen im Stationsalltag.
Lange Zeit habe ich dieses Urteil mit mir herumgetragen. Habe gezweifelt. Habe versucht, schneller, lauter, „mehr“ zu sein – und dabei nicht gemerkt, dass ich etwas Kostbares an mir hatte, das einfach noch nicht am richtigen Ort war.
Heute bekomme ich für genau diese Eigenschaften regelmäßig Komplimente. Menschen beschreiben mich als Ruhepol. Sagen, meine Ausstrahlung tue ihnen gut. Dass meine Präsenz Räume eröffnet, in denen Vertrauen wachsen kann. Dass aus dieser Stille ein Fundament entsteht, auf dem wir gemeinsam Großes bauen.
Es hat gedauert, bis ich verstanden habe: Was früher als Schwäche galt, ist heute meine Stärke. Keine Schwäche, sondern eine Haltung. Keine Stille, sondern Klarheit.
Ich nenne sie inzwischen meine Superkraft.
Ein Feedback, das mich besonders berührt hat, möchte ich mit euch teilen – exemplarisch für viele ähnliche Rückmeldungen, die ich inzwischen erhalte:
„Hallo Michaelus, vielen Dank für deinen Impulstalk gestern. War das zweite Mal dabei und finde die Art wie Du Themen vorstellst wirklich gut. Was ich mich frage, wie man es schafft so viel Ruhe auszustrahlen. Dabei sagt man mir nach ich sei ein Fels in der Brandung. Komme gerne wieder!
Grüße O.“
Was mich daran so berührt? Es zeigt, wie sehr wir uns gegenseitig inspirieren können. Wie wichtig es ist, dass wir auch in lauten Zeiten Menschen erleben, die den Mut haben, leise zu sein – und damit etwas in Bewegung setzen, das nicht durch Lautstärke entsteht, sondern durch Präsenz.
Vielleicht geht es also gar nicht darum, die Hüften zu schwingen. Vielleicht reicht es, einfach still da zu stehen. Und da zu sein.
Grüße, Michaelus
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