Jeder hat so eine Sache, oder auch gerne mal zwei, über die er sich wunderbar aufregen kann. Bei mir waren es die Mülltonnen. Doch das hat sich heute geändert. Dafür gab es Freudentränen am Frühstückstisch, gesäumt von einem anhaltenden Lachen über mehrere Minuten.
Viel besser kann doch so ein Sonntag gar nicht starten.
Aber von Anfang an:
Wie schon gesagt sind die Mülltonnen bei mir ein echtes Reizthema gewesen. Dazu muss man wissen, dass ich im Hochparterre wohne. Meine Küche zeigt zum Hinterhof hinaus. Und wer hätte es gedacht, dort stehen die Mülltonnen.
Das wäre an sich jetzt erstmal nicht tragisch wenn da nicht noch die Randbedingungen dazu kämen.
Zum einen haben wir viele Tonnen. Für ein Acht-Parteien Haus sogar sehr viele. Wir haben fünf blaue Tonnen (für Papier und Pappe), fünf rote (für Wertstoffe), eine grüne (für Biomüll) und 2 schwarze für den Restmüll. Also 13 Tonnen für 12 Leute.
Das wäre ja erstmal egal, es zeigt jedoch, dass bei uns recht viel produziert wird. Dementsprechend sind die Tonnen sehr gut besucht.
Das wurde nicht besser zu Corona Zeiten. Oh nein! Teilweise lagen eine zweistellige Anzahl an 120 Liter Säcken neben den überlaufenden Tonnen.
Das lag zum einen daran, dass die Müllabfuhr nicht mehr regelmäßig kam, zum anderen aber, wurde auch viel mehr bestellt als vorher.
Wenn es dann wenigstens mit dem trennen klappen würde…
Aber auch das schaffen wir nicht; in unserem ehrenwerten Haus. 🙁
Und dann kam das Homeoffice über mich!
Ich saß also den ganzen Tag an meinem Küchentisch. Auf meinem Küchensofa und hatte einen Logenplatz auf die Mülltonnen.
Der eine oder andere wird sich schon denken kommen was jetzt kommt:
Ich mutierte zum Nachbarschafts-Polizisten!
Ohje war das schlimm. Jedes Mal wenn ich das Geräusch der Mülltonnendeckel hörte zuckte ich zusammen. Sofort schaute ich wer was wann wie und vor allem wo (also in welche Tonne) in den Müll warf.
Und bei jedem Mal wenn es wieder schepperte ging es mir durch Mark und Bein. Ich hatte sofort schlechte Laune und wäre am liebsten auf meinen Balkon gesaust und hätte meinen Nachbarn erklärt was sie gerade falsch machen! Zum Glück mache ich so etwas nicht und konnte es auch in der „heißen“ Phase sein lassen *puh*
Das ging schon soweit, dass der Onlineversandhändler meiner Wahl, mir Kissen zum ans Fenster setzen und Leute beobachten vorgeschlagen hatte… 😉
Das schlimme an der Sache war, dass mir das alles so überhaupt nicht entspricht. Das bin ich nicht. Und darüber bin ich auch sehr froh. Aber es war da.
Ich bin da so reingerutscht und und hab es nicht mal gemerkt.
Von Mal zu Mal bekam ich schlechtere Laune. „Was machen die da mit meinen Tonnen?!“ und „schon wieder einer der…“ waren Gedanken die mir durch den Kopf schossen.
Realisiert hab ich das alles überhaupt nicht. Ich hatte einfach schlechte Laune und war brummelig sobald ich aus meiner Küche in meinen schönen Hof schaute.
Sonst bin ich ein richtiger Küchenhocker. Nicht umsonst habe ich Sofas in meiner Küche. Bis auf Herd und Spülmaschine ist sie mehr ein zweites Wohnzimmer als eine Kochstelle. Ich mag meinen Ausblick und finde es dort heimelig und gemütlich.
Das war alles weg!
Heute Morgen, beim Frühstück saß ich wieder einmal mit Blick auf die Armada unserer Tonnen und es kam wie es kommen musste. Ein Nachbar brachte seinen Müll raus! *dramatische Musik*
Es schepperte just in dem Moment als ich über das Zitat von Ernst Ferstel „Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst des Lassens: Zulassen, Weglassen, Loslassen.“ gestolpert bin.
Wenn das mal kein Zeichen war. Und plötzlich wurde mir klar, dass der einzige Grund, warum es mir nicht gut geht mit der ganzen Sache, aus mir selbst kommt!
Ich mache mir schlechte Laune!
Ich lasse zu, das es mich runter zieht!
und noch besser:
Ich muss das gar nicht!
Im ersten Moment war ich richtig geschockt von dieser Klarheit. Und dann fing ich an zu lachen. Laut und lange! Bis mir die Freudentränen über die Backen liefen.
Ich selbst kann entscheiden, was mir gute und was mir schlechte Laune macht. Das ist doch mal ein tolles Gefühl!
Löst das die eigentlichen Probleme? Sicher nicht! Es sind immer noch zu viele Tonnen, es ist immer noch viel zu viel Müll und das mit dem trennen läuft immer noch nicht wirklich gut.
Aber das würde es auch nicht wenn ich mich ärgere.
Ich kann meinen Blick auf die Sache ändern und es mir erlauben, dass es mir besser geht.
Und das tue ich jetzt! Solltet ihr auch mal versuchen. Es lohnt sich!
Michael Kaufmann
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