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🐂 Regeln, Werte und das Problem mit dem Goldenen Kalb 🎚️

📘 Ich bin nicht christlich. Wahrscheinlich nicht mal so richtig religiös. Und doch gibt es ein Bild, das mich seit Jahren nicht loslässt. Moses im Buch Exodus, wie er mit den Gesetzestafeln vom Berg Sinai herabsteigt.

💪 Dieses Bild ist für mich eine der kraftvollsten Metaphern für Veränderung und Neuanfang. Und es hat erstaunlich viele Parallelen zu meiner Arbeit. Dabei ist es mir völlig egal, ob die Geschichte eine christliche Bedeutung hat oder nicht. Was mich fasziniert, ist die menschliche Dynamik dahinter.

📜 Moses war lange mit seinem Volk unterwegs. Immer auf der Suche. Immer im Wandel. Und dann endlich, nach all der Zeit und Unsicherheit, bekommt er Leitplanken und Regeln, die versprechen, dass damit endlich Ordnung und Stabilität einkehren könnten. Er ist voller Ehrfurcht, Hoffnung und vielleicht auch Erleichterung.

🏔️ Und dann kommt er den Berg herunter und sieht sein Volk um das Goldene Kalb tanzen. Was für ein Schlag ins Gesicht! Alter, da wäre ich auch sauer und frustriert gewesen. Da hast du eine Vision, klare Prinzipien – und die Leute setzen sich einfach darüber hinweg.

❔ Und genau hier kommen wir zum Kern der Geschichte und zu einer essenziellen Frage für jede Führungskraft: Was tust du, wenn du siehst, dass dein Team die Regeln biegt oder bricht?

💡 Regeln allein reichen nicht. Wenn Menschen sie nicht verstehen oder keine Verbindung dazu haben, werden sie nur als leere Vorschriften wahrgenommen und ignoriert. Werte geben Regeln erst ihre Bedeutung. Wenn dein Team nur „weil es vorgeschrieben ist“ arbeitet, wird es im Zweifel immer nach dem Goldenen Kalb der schnellen Lösungen greifen. Die Israeliten haben nicht rebelliert, weil sie Moses hassen. Sie waren unsicher, ängstlich, ohne Führung und haben sich nach etwas Sichtbarem gesehnt. Menschen suchen Sicherheit. Wenn sie die nicht finden, erschaffen sie sich eine eigene. Wenn Teams in schwierigen Zeiten Regeln brechen, ist das oft kein Zeichen von Bosheit, sondern ein Hinweis darauf, dass sie Orientierung brauchen.

💡 Moses zerschmettert in seinem Zorn die ersten Gesetzestafeln. Aber dann tut er etwas noch Wichtigeres: Er verhandelt mit Gott, er reflektiert und schafft eine zweite Chance. Harte Konsequenzen und Strafen bringen selten nachhaltige Veränderung. Menschen lernen nicht durch Angst, sondern durch Einsicht. Gute Führung ist mehr als das Durchsetzen von Vorschriften. Es geht darum, den Sinn dahinter zu vermitteln, Werte vorzuleben und Orientierung zu geben. Moses war nicht nur Gesetzgeber – er war auch jemand, der für sein Volk einstand, der ihre Sorgen verstand und ihnen half, sich auf das Wesentliche zu fokussieren.

💡 Wenn du als Führungskraft merkst, dass dein Team nicht nach den Regeln spielt, frag dich nicht nur, wie du sie strenger durchsetzen kannst. Frag dich lieber, warum sie ihnen nicht folgen. Wo fehlt das Verständnis, wo fehlt der Sinn? Regeln sind wichtig, aber sie müssen mit Werten gefüllt werden, damit sie Bestand haben. Sonst tanzt am Ende jeder um sein eigenes Goldenes Kalb.

🛡️ Führung beginnt bei dir!

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Ist das schon transparent – oder zu viel des Guten?

Transparenz ist ein Wert, der in fast jedem Team hochgehalten wird, aber selten eine einheitliche Bedeutung hat. In der Theorie klingt es einfach: Offenheit, Klarheit, Ehrlichkeit. Doch wenn wir ehrlich sind, bedeutet Transparenz im Alltag oft etwas ganz anderes – und das ist meist stark von individuellen Erfahrungen und Perspektiven geprägt.

Um das besser zu verstehen, werfen wir einen Blick auf das Beispiel der Pünktlichkeit. Sie mag auf den ersten Blick wenig mit Transparenz zu tun haben, doch die Parallelen sind frappierend. Ich erinnere mich gut an eine Zeit in meiner Führungsrolle, als ich merkte, wie unterschiedlich Menschen den Begriff „pünktlich“ verstehen. Für mich persönlich bedeutet Pünktlichkeit, fünf bis fünfzehn Minuten vor der Zeit am Ort des Geschehens zu sein. Das gibt mir die Möglichkeit, mich in Ruhe vorzubereiten, Technik und Material zu überprüfen und gedanklich anzukommen. Es ist meine Art, Respekt vor den anderen und vor dem Termin zu zeigen.

Doch was für mich selbstverständlich war, empfanden andere oft als störend. Menschen, die „auf die Minute genau“ erscheinen, fühlen sich manchmal regelrecht unter Druck gesetzt, wenn sie jemanden vorfinden, der bereits bereit ist, während sie selbst vielleicht noch eine Mail schreiben oder gedanklich abschließen wollen, was sie zuvor beschäftigt hat. Für sie fühlt sich meine Art der Pünktlichkeit an wie ein Eingriff in ihre Zeit.

Dann gibt es die Menschen, die eher nach dem Prinzip des „akademischen Viertels“ leben. Sie kommen regelmäßig einige Minuten später – nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil ihr vorangegangener Termin länger gedauert hat oder sie einfach ein anderes Zeitgefühl haben. Auch sie empfinden sich als pünktlich, weil sie es gewohnt sind, dass ein gewisser Spielraum akzeptiert wird. Für diese Menschen wirkt mein Verhalten möglicherweise übertrieben, vielleicht sogar stressig.

Was hat das alles mit Transparenz zu tun? Sehr viel. Denn wie bei der Pünktlichkeit ist Transparenz ein Begriff, der stark von individuellen Wahrnehmungen abhängt. Was für den einen transparent ist, mag für den anderen wie eine Informationsflut wirken. Was für den einen klare Kommunikation bedeutet, wirkt für den anderen wie ein Rückzug oder gar Geheimniskrämerei.

Der Kern von Transparenz liegt nicht darin, alles immer und überall offen zu legen. Es geht vielmehr darum, die relevanten Informationen zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen zu teilen – und zwar so, dass sie verständlich und zugänglich sind. Transparenz ist weniger ein Zustand als ein Prozess, der Mut, Achtsamkeit und vor allem klare Absprachen erfordert.

Ein Beispiel, das mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, zeigt, wie wichtig eine gemeinsame Definition von Transparenz sein kann. Als Führungskraft stand ich vor einer schwierigen Entscheidung, welche Projekte priorisiert werden sollten. Statt die Entscheidung hinter verschlossenen Türen zu treffen, lud ich das gesamte Team zu einem offenen Gespräch ein. Ich legte nicht nur die relevanten Zahlen auf den Tisch, sondern sprach auch über meine Unsicherheiten und die Faktoren, die ich noch nicht abschätzen konnte. Das war Transparenz in ihrer reinsten Form: keine Fassade der Perfektion, sondern ehrliche, nachvollziehbare Kommunikation.

Was daraufhin geschah, war bemerkenswert. Das Team fühlte sich nicht nur eingebunden, sondern auch ermächtigt, seine eigenen Perspektiven einzubringen. Die Diskussion, die folgte, brachte neue Ideen und Lösungsansätze hervor, die ich als Führungskraft allein vielleicht nie gesehen hätte. Vor allem aber entstand ein Gefühl des Vertrauens. Die Teammitglieder hatten das Gefühl, dass niemand von der Entscheidung ausgeschlossen oder im Dunkeln gelassen wurde.

Doch Transparenz ist nicht immer einfach. Sie erfordert Mut – den Mut, auch Unsicherheiten und Unvollkommenheiten zuzugeben. Es ist viel leichter, Entscheidungen als „fertig“ zu präsentieren und die Details für sich zu behalten, als sich dem Feedback und den möglichen Einwänden eines Teams zu stellen. Doch genau hier liegt die Stärke von Transparenz: Sie schafft Raum für echte Zusammenarbeit und bringt oft Ergebnisse hervor, die über das hinausgehen, was eine Einzelperson erreichen könnte.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Transparenz grenzenlos sein sollte. Es gibt Momente, in denen zu viel Offenheit kontraproduktiv sein kann. Stellen wir uns vor, ein Team wird mit einer Flut von Informationen überschüttet, die weder sortiert noch kontextualisiert sind. Was als Transparenz gedacht war, führt in der Praxis oft zu Verwirrung, Überforderung oder gar Resignation. Denn Transparenz bedeutet nicht, alles zu teilen, sondern das Wesentliche klar und verständlich zu machen.

Die Herausforderung besteht also darin, einen gemeinsamen Rahmen zu schaffen, der Transparenz für das Team definiert. Was genau wollen und brauchen wir, um gut zusammenzuarbeiten? Welche Informationen sind für wen relevant? Und wie stellen wir sicher, dass alle Beteiligten die Möglichkeit haben, ihre Perspektiven einzubringen? Diese Fragen sind der Schlüssel, um Transparenz zu einem Wert zu machen, der tatsächlich gelebt wird.

Ein weiterer Aspekt von Transparenz, der oft übersehen wird, ist die emotionale Dimension. Transparenz bedeutet nicht nur, Fakten zu teilen, sondern auch die Beweggründe und Unsicherheiten, die hinter Entscheidungen stehen. Es erfordert den Mut, auch die eigenen Schwächen zu zeigen und damit die menschliche Seite der Führung sichtbar zu machen. Diese Form der Offenheit kann unglaublich verbindend wirken, weil sie zeigt, dass niemand perfekt ist und dass Entscheidungen oft unter unsicheren Bedingungen getroffen werden müssen.

Ein Beispiel aus meinem eigenen Alltag zeigt, wie wichtig diese emotionale Komponente sein kann. In einem Team, das ich betreut habe, gab es immer wieder Spannungen, weil Entscheidungen oft als undurchsichtig empfunden wurden. Als wir begannen, nicht nur die Fakten, sondern auch die Hintergründe und Unsicherheiten offenzulegen, änderte sich die Dynamik spürbar. Die Teammitglieder verstanden besser, warum bestimmte Entscheidungen getroffen wurden, und waren eher bereit, diese mitzutragen – selbst wenn sie nicht immer mit ihnen übereinstimmten. Diese Form der Transparenz schuf nicht nur Klarheit, sondern auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Transparenz ist also weit mehr als ein Schlagwort. Sie ist ein Wert, der sowohl Mut als auch Sensibilität erfordert. Sie beginnt mit der Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen, und entfaltet ihre volle Wirkung, wenn sie zu einem gemeinsamen Verständnis im Team wird. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern darum, einen Raum zu schaffen, in dem alle Beteiligten sich gehört und verstanden fühlen. Denn Transparenz ist letztlich das Fundament, auf dem Vertrauen und Zusammenarbeit wachsen können. Und genau das macht sie so unverzichtbar – auch wenn sie oft alles andere als einfach ist.