👆🏻 Egal ob laterale Führung oder die viel gescholtene disziplinarische – Führung ist immer auch eine Frage der Haltung. Eine Abwägung. Eine Entscheidung, die selten leichtfällt und sich nie ganz automatisieren lässt.
Wann bin ich unterstützend, fördernd, begleitend? Und wann bin ich rahmengebend, begrenzend, ja vielleicht sogar restriktiv?
👆🏻 Alle diese „Stances“, diese Haltungen, haben ihre Berechtigung. Und sicher gibt es noch viele mehr, die man einnehmen kann – je nach Kontext, Reifegrad und Situation. Aber genau das ist der Punkt – Führung ist kein statischer Zustand. Sie ist beweglich – im besten Fall bewusst beweglich.
💡 Vor einiger Zeit habe ich einen Workshop zur Zusammenarbeit moderiert. Nach der Session bekam ich eine Rückmeldung, die mich nachdenklich gemacht hat – aber auch gefreut. Ich hätte „sehr klar und straight“ durchmoderiert, hieß es. In fast allen Feedbackbögen wurde das positiv hervorgehoben. Es kam an, es gab Orientierung. Und genau das war in diesem Moment offenbar hilfreich.
🤔 Eine Szene aus dem Workshop ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Wir diskutierten gerade über die Einhaltung von Commitments und die Frage, wie Regeln verändert werden können – und wann sie gelten müssen.
Das erinnerte mich an eine Situation aus der Erziehung meines Sohnes.
Wir hatten damals eine klare Regel: Um 20:00 Uhr war Schlafenszeit. Punkt.
Gleichzeitig gab es aber auch die Möglichkeit, diese Regel gemeinsam anzupassen – etwa wenn Besuch da war und wir länger zusammensaßen oder spielten. Dann redeten wir darüber. Und ja, manchmal verschoben wir die Schlafenszeit. Bewusst. Gemeinsam. Transparent.
💡 Aber es gab auch einen Moment, der nicht verhandelbar war: der Moment, in dem die Regel griff. Um Punkt acht.
Davor? Klar, sprechen wir drüber. Danach? Auch. Reflektieren, was gut war, was wir anders machen wollen. Aber in dem Moment, in dem die Regel gültig ist, braucht es keine Diskussion. Da braucht es Halt. Orientierung. Verlässlichkeit.
Was wäre denn eine Leitplanke auf der Autobahn wert, wenn sie jedes Mal, wenn jemand auf sie zufährt, nachgibt? Wenn sie weich wäre, dehnbar, formbar – und dadurch eben auch wirkungslos?
💡 Leitplanken tun ihren Job nicht, indem sie sich jeder Bewegung anpassen. Sie tun ihren Job, indem sie aufhalten. Begrenzen. Schützen. Weil wir uns vorher darauf verständigt haben, dass es dort nicht weitergeht.
Ich finde, das ist ein starkes Bild für Führung. Es hilft zu erklären, warum Regeln – so unmodern sie manchmal erscheinen mögen – eine Funktion haben, die über Kontrolle hinausgeht. Sie schaffen einen sicheren Rahmen. Sie machen Zusammenarbeit möglich. Nicht als Dogma, sondern als bewusst gesetzte Grenze.
💡 Und genau das ist eine zentrale Aufgabe von Führung: sich darüber klar zu werden, ob die Leitplanke gerade ihren Job tut. Oder ob wir, in Ruhe und gemeinsam, entscheiden sollten, sie zu versetzen.
Denn ja – Führung darf flexibel sein. Aber nicht beliebig.